Ja, ich schaffe das!

Hildegard Link spricht über ihren Glauben.

Vier Frauen-Generationen in Hamburg, kurz nach dem 2. Weltkrieg. Ein Bild mit Seltenheitswert, das ans Herz geht und Mut macht in dieser Zeit. Mut dazu, positiv und voller Elan in die Zukunft zu blicken, egal wie schwierig die äußeren Umstände auch sein mögen. Und sich dabei auf den Rückhalt und die Liebe der eigenen Familie verlassen zu können.

Das Bild, das übrigens im Schlafzimmer der Eheleute Link hängt, strahlt eine liebliche Atmosphäre aus. Urgroßmutter, Großmutter und Mutter schauen fürsorglich und dankbar auf die kleine Hildegard, die noch nicht weiß, dass die Feldpost von ihrem Vater zwei Tage vor ihrer Geburt im Jahr 1945 die Letzte war und sie ihren Vater nie kennenlernen wird. „Die ausgestreckten Arme habe ich immer als entschlossene Geste gesehen und mein Blick darauf vom Bett aus sagte mir bei bestimmten Situationen immer wieder: Ich schaffe das!" so Hildegard Link.

Ja, wir schaffen das!

Hildegard Link mit Mutter, Großmutter und Urgroßmutter. Am oberen Bildrand ragt eine Weinrebe in das Bild, das im Schlafzimmer des Ehepaars Link hängt.

Hildegard Link und der Glaube

„Ich habe eigentlich einen festen Glauben an Gott. In der Corona-Zeit ist er aber ab und zu erschüttert worden.“ Hildegard Link, die 1945 in Hamburg geboren wurde und 1954 mit Mutter und Stiefvater nach Wiesbaden gekommen war, wurde 1959 in der Ringkirche konfirmiert. „Ich bin unheimlich gerne in den Konfirmandenunterricht gegangen“, der damals übrigens noch über zwei Jahre gegangen sei, wie sie berichtet. Und Sie glaubt, dass Sie durch diese Zeit auch in ihrem Zugang zur Kirche und im Glauben geprägt wurde. Anders als vielleicht in der heutigen Zeit, in der man die Konfirmanden nach der Konfirmation in der Regel nicht mehr in der Kirche sähe. „Erstens war der Pfarrer ganz toll, Pfarrer Herfurth. Es war eine kleine Konfirmation, ich hatte nur meinen Onkel und meine Tante als Gäste, aber trotzdem haben mich diese zwei Jahre unheimlich geprägt.“ Die Konfirmation sei sehr festlich gewesen. Später wurden die Links in der Schiersteiner Kirche von Pfarrer Adam getraut. Die Silberhochzeit wurde mit Pfarrer Seufert gefeiert. Statt um Geschenke baten die beiden seinerzeit um Geldspenden, die sie dann für die Sanierung des Kirchendachs spendeten. Zur Goldenen Hochzeit wurden Sie dann vom heutigen Pfarrer Dr. Jörg Mohn gesegnet. „Das war sehr schön und feierlich und wir haben es genossen. Das war nicht einfach nur eine Feier, es war auch irgendwie ein Annehmen, ein Zugang zum Herrgott.“ Die Segnung war den Links wichtig. Mittlerweile sind die beiden seit stolzen 58 Jahren verheiratet. Eine lange Zeit.

„Zugang zur Kirche habe ich immer gehabt. Aber jetzt im Alter natürlich eher, weil man öfter zur Kirche geht und Zeit hat.“ Aber das sei nicht alles. Mit der Zeit verändere sich auch Einiges ein wenig im Leben, so dass man häufiger an das eigene Ableben denke. Dass man im Angesicht des bevorstehenden Todes aber auch Freude empfinden kann, zeigt eindrucksvoll das Beispiel des kürzlich verstorbenen Gemeindeglieds Dr. Werner Füllberth, der sich unmittelbar vor seinem Tod auf Jesus gefreut habe. Werner Füllberth sei ein sehr lieber und sehr dankbarer Mann gewesen, ergänzt sie. „Ich werde nie unser letztes Telefongespräch vergessen.“ erzählt Hildegard Link sichtlich berührt. „Er sagte: Ich freue mich, dass ich jetzt den Weg zu Jesus antreten und im ewigen Licht sein darf.“ So fest und innig sei ihr eigener Glaube bisher nicht – noch nicht. „Das kommt wahrscheinlich dann, wenn man älter und kränker wird“ glaubt sie, um dann zu ergänzen: „Bei dem einen und bei dem anderen nicht.“

Der Glaube war Hildegard Link aber immer wichtig. Daher trat sie auch in den Kirchenvorstand ein, als sie 2003 von Pfarrer Mohn gefragt wurde. Zu dieser Zeit betrieben die Links noch ihr Hotel mit Weinstube, das sie im Jahr 2007, nach 42jähriger gemeinsamer Arbeit verkauften, um in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen.

Wir waren im Kirchenvorstand ein wunderbares Team in dieser Zeit und hatten gute Verbindungen zu Friedel Lehr und seiner Frau. Wir hatten alle viel Arbeit, aber es hat uns allen gut getan. Sie sei seinerzeit nahezu in jedem Gottesdienst gewesen und habe zusammen mit Friedel Lehr die Lesungen gehalten. Wir beide haben das immer gerne gemacht. Ich habe mich auch verantwortlich gefühlt, nicht weil ich es musste, sondern es kam von Herzen, genauso wie es im Heim war.“

Gespräch aufgezeichnet von Jan Schneider