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Wort an die Gemeinde
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“
(1. Korinther 16,14)
Liebe Leserin, lieber Leser, liebe Scheerstaaner,
auf welcher Seite stehst du eigentlich? Diese Anfrage ereilt uns einmal mehr und immer öfter in diesen Tagen. Der kaum gebremste Zustrom von Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten polarisiert und spaltet, nicht nur Europa, sondern auch unsere deutsche Gesellschaft. Der Grundsatz der Jahreslosung 2024 ist unter den allermeisten Menschen unstrittig: Alles was ihr tut, geschehe in Liebe! Und diese Nächstenliebe bedeutet neben vielem anderen eben auch, dem armen und notleidenden Menschen zu helfen, der bei uns Zuflucht sucht. Ganz egal, aus welcher Kultur und Religion er kommt. Soweit so klar, aber nun fangen die Diskussionen und Probleme erst an.
Wo liegen die Grenzen, wie viel Zuwanderung kann Europa, kann Deutschland bei aller Hilfsbereitschaft bewältigen, von den räumlichen und personellen Kapazitäten her, aber auch kulturell? Werden es Gäste sein, die zurückkehren, sobald es ihnen möglich ist, oder werden sie bleiben? Wie wird sich das Gesicht unseres Landes verändern, wird Integration gelingen und was sind die Maßgaben dafür? In welchem Ausmaß werden externe Konflikte in unser Land getragen? Das Grundgesetz selbst lebt von weltanschaulichen und kulturellen Voraussetzungen des christlichen Abendlandes, die nicht selbstverständlich vorausgesetzt werden können. Der Hinweis, dass es gilt, richtet wenig aus.
Fragen über Fragen, die ernst zu nehmen sind und in einem gesellschaftlichen Diskurs beantwortet werden müssen. Unser christlicher Glaube kann uns in dieser Situation Mut machen: Was kann uns denn das alles anhaben? Gott lässt uns nicht allein und er gibt uns den Maßstab: Alles was ihr tut, geschehe in Liebe. Aus den Wirrungen dieser Zeit, geprägt vom sinnlosem Krieg im Osten und von brutalem Terror in Israel, ruft er uns heraus in ein vor Gott verantwortetes Leben.
Es ist wahr: Wer die Liebe lebt, kann letztlich nicht scheitern und braucht mit niemanden das Gespräch zu scheuen. Aber auch Grenzen dürfen und müssen benannt werden, denn wir dürfen und sollen uns selbst nicht weniger lieben als den Nächsten. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Dies ist die Grenze auch allen Engagements unseres Landes, dass es uns selbst ein liebens- und lebenswerter Ort bleibt, an dem wir nach christlich geprägten Maßstäben in Freiheit und Frieden leben können. Gott segne alles Bemühen dazu.
Mit vielen Grüßen und Segenswünschen zum Fest der Geburt unseres Herrn.
Pfarrer Dr. Jörg Mohn