Geschichte der Kirche und der Pfarrei Schierstein

Bereits zur Römerzeit gab es Christen in unserer Region um die Garnisonsstadt Mainz. Urkundlich erwähnt ist eine Kirche allerdings erst im 9. Jahrhundert, als Kaiser Ludwig der Deutsche die Schiersteiner Kirche dem Kloster Bleidenstadt schenkte. Offenbar hatte in der davor liegenden Zeit der König selbst die Verfügungsgewalt über die Schiersteiner Kirche und ihren Zehnten. Dieser romanische Kirchenbau lag neben dem Zehntenhof (an dessen Stelle heute die Erich-Kästner-Schule steht) auf dem Gelände der heutigen Söhnleinanlage.
Ein Königsgut und eine dazugehörige Eigenkirche: das sind also die Ursprünge von Kirche und Ortschaft Schierstein. Daran erinnert uns heute noch der Reichsapfel im Schiersteiner Wappen. Schierstein hatte nie zum Erbistum Mainz gehört, sondern zum reichsunmittelbaren „Königssondergau."

Im 18. Jahrhundert war die alte, aus dem 9. Jahrhundert stammende, Schiersteiner Kirche derart baufällig geworden, dass im Januar 1752 Teile des Kirchturms einstürzten. Zu dieser Zeit dachte man in der Gemeinde bereits seit einigen Jahren über einen Kirchenneubau nach, da das alte Gebäude auch zu klein geworden war.

Einen Bauplatz hatte die Gemeinde schon seit dem Jahre 1750. Anselm Franz von Ritter zu Groenesteyn besaß in Schierstein ein Landgut und schenkte der Kirche einen Gemüsegarten. Der kurmainzische Kämmerer, geheime Hofrat, Hofmarschall und Oberbaudirektor war ein Freund Balthasar Neumanns; neben einigen Mainzer Bauten war er beteiligt am Bau des Schlosses von Bruchsal und der Residenz in Würzburg und baute die steinerne Balustrade am Biebricher Schloss. Sein Porträt ist in der Sakristei der Christophoruskirche zu besichtigen.

Nachdem Baupläne des Bauinspektors Johann Georg Bager (Bild) als zu zu groß und zu teuer vom Fürsten Karl von Nassau-Usingen abgelehnt worden waren, entwarf Johann Scheffer, ein Jurist in der von Fürstin Charlotte-Amalie neu organisierten Konsistorialverwaltung einen billigeren Grundriss, der vom Fürsten genehmigt wurde. Der Barockarchitekt von Ritter steuerte Vorschläge bei, insbesondere bei der Innendekoration.

Der ursprüngliche Entwurf des Bauninspektors Bager, der als zu groß und teuer verworfen wurde (Bildquelle: Bauakten im Staatsarchiv). 

Die Gemeinde setzte sich bei der Herstellung von Kanzel und Altar gegen Scheffer durch. So wurde der Frankfurter Bildhauer Johann Daniel Schnorr damit beauftragt, der vom Frankfurter Handelsmann und Bankier Johann Georg von Schweitzer empfohlen worden war.
Von Schweitzer, Mitglied der Frauensteinische Gesellschaft, jener Frankfurter Patrizierfamilien, die in Schierstein Besitzungen hatten, gestattete bereits 1748 in seiner Eigenschaft als Frankfurter Bürgermeister, dem Schiersteiner Pfarrer eine Sammlung in der freien Reichsstadt, die 604 Gulden und 4 Albus erbrachte, der Grundstock für den Bau der Kirche.

An der Kanzel brachte Schnorr drei Wappen an. In der Mitte das Wappen der Landesherrschaft, rechts der Schiersteiner Reichsapfel mit einem Kreuz und links das Wappen des Frankfurter Gönners von Schweitzer. Sein Wappen ist auch am rechten Chorgestühl zu finden, ebenso das Wappen der Langwerth von Simmern, Inhaber des Kirchenpatronats. Ein Portrait des Frankfurters befindet sich in der Sakristei.

Wappen des Frankfurter Gönners von Schweitzer
(Bilder: © Katharina Rasel)

Wappen der Landesherrschaft

Schiersteiner Reichsapfel