Begegnungen mit Esel ...

... in der Bibel und auf dem Freudenberg.

Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. (Sacharja 9,9)

Diese Worte fanden ihre Erfüllung, als Jesus am Palmsonntag (der im Jahr 2022 auf den 10. April fällt) auf einem Esel in Jerusalem einzog (Matthäus 21,1-11, Markus 11,1-11).

Jesus ist tatsächlich dieser vom Propheten Sacharja angekündigte König. Aber Er zog nicht triumphierend, Seine Macht demonstrierend auf einem Kriegswagen in Jerusalem ein. Er ist eine andere Art Herrscher: „Sieh, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen“ (Johannes, 12,15b). Jesus ist genau wie das Tier, auf dem er einreitet: demütig und sanft.

Was für ein Kontrast zu den vielen weltlichen und religiösen Anführern der Menschengeschichte, die mit Pomp und Gloria und großem Hofstaat unterwegs sind und waren. Das Transportmittel Seiner Wahl, der Esel, war ein Zeichen von Demut. Das Gegenteil von Stolz und Überheblichkeit.
 

Der Esel in der Bibel – ein Vorbild an Demut und Treue
Aber nicht nur bei Jesu triumphalem Einzug in Jerusalem spielt ein Esel in der Bibel eine bedeutende Rolle. Die vielleicht faszinierendste Geschichte mit diesem Tier in der Hauptrolle wird im Alten Testament im 4. Buch Mose, im 22. Kapitel, erzählt: Bileam wird auf seinem falschen Weg aufgehalten, als sein Esel ihn mit der Stimme eines Menschen anspricht und zurechtweist (vgl. 2. Petrus 2,15-16):

21 Da stand Bileam am Morgen auf und sattelte seine Eselin und zog mit den Fürsten der Moabiter. 22 Aber der Zorn Gottes entbrannte darüber, dass er hinzog. Und der Engel des HERRN trat in den Weg, um ihm zu widerstehen. Er aber ritt auf seiner Eselin, und zwei Knechte waren mit ihm. 23 Und die Eselin sah den Engel des HERRN auf dem Wege stehen mit einem bloßen Schwert in seiner Hand. Und die Eselin wich vom Weg ab und ging auf dem Felde; Bileam aber schlug sie, um sie wieder auf den Weg zu bringen. 24 Da trat der Engel des HERRN auf den Pfad zwischen den Weinbergen, wo auf beiden Seiten Mauern waren. 25 Und als die Eselin den Engel des HERRN sah, drängte sie sich an die Mauer und klemmte Bileam den Fuß ein an der Mauer, und er schlug sie noch mehr. 26 Da ging der Engel des HERRN weiter und trat an eine enge Stelle, wo kein Platz mehr war auszuweichen, weder zur Rechten noch zur Linken. 27 Und als die Eselin den Engel des HERRN sah, fiel sie auf die Knie unter Bileam. Da entbrannte der Zorn Bileams, und er schlug die Eselin mit dem Stecken. 28 Da tat der HERR der Eselin den Mund auf, und sie sprach zu Bileam: Was hab ich dir getan, dass du mich nun dreimal geschlagen hast? 29 Bileam sprach zur Eselin: Weil du Mutwillen mit mir treibst! Ach dass ich jetzt ein Schwert in der Hand hätte, ich wollte dich töten! 30 Die Eselin sprach zu Bileam: Bin ich nicht deine Eselin, auf der du geritten bist von jeher bis auf diesen Tag? War es je meine Art, es so mit dir zu treiben? Er sprach: Nein. 31 Da öffnete der HERR dem Bileam die Augen, dass er den Engel des HERRN auf dem Wege stehen sah mit einem bloßen Schwert in seiner Hand, und er neigte sich und fiel nieder auf sein Angesicht. 32 Und der Engel des HERRN sprach zu ihm: Warum hast du deine Eselin nun dreimal geschlagen? Siehe, ich habe mich aufgemacht, um dir zu widerstehen; denn der Weg vor mir führt ins Verderben. 33 Und die Eselin hat mich gesehen und ist mir dreimal ausgewichen. Wäre sie mir nicht ausgewichen, wollte ich dich jetzt töten, die Eselin aber am Leben lassen. 34 Da sprach Bileam zu dem Engel des HERRN: Ich habe gesündigt; ich hab's ja nicht gewusst, dass du mir entgegenstandest auf dem Wege. Und nun, wenn dir's nicht gefällt, will ich wieder umkehren. (4. Mose, 22,21-31)

Esel stammen ursprünglich aus den kargen, gebirgigen Gegenden Afrikas. Ihr Wesen und ihr Verhalten ist bis heute davon geprägt.

Das traditionelle Image des Esels: ein treuer Sturkopf
Esel stammen ursprünglich aus den kargen, gebirgigen Gegenden Afrikas. Ihr Wesen und ihr Verhalten ist bis heute davon geprägt. Inzwischen leben dort nur noch vereinzelt größere Wildeselherden. Aus dem Wildesel wurde der Hausesel.

Die große Bedeutung des Esels für den Menschen zeigt sich in seiner häufigen Erwähnung in Bibel und Märchen. Seit vielen Tausenden Jahren dient er uns Menschen. Ihm verdanken wir unseren kulturellen Aufstieg. Erst seit der Entwicklung des Motors wird er in den entwickelten Ländern nicht mehr als Last- und Arbeitstier gebraucht. Aber in vielen armen Ländern ist er nach wie vor ein treuer und fleißiger Helfer und Gefährte der Menschen.

Als Wüstentiere sind sie wasserscheu und baden im trockenen Sand. Sie sind Vegetarier und werden bis zu 40 Jahre alt. Sie haben einen kleinen Magen und einen sehr langen Darm. Bei schlechtem Futter drohen sie an einer Kolik, bei Matsch, Nässe und Übergewicht an Hufrehe zu erkranken.

Esel sind ruhig und besonnen. Bei Gefahr bleiben sie stehen. Daher wurden sie als stur und störrisch beschimpft. Blinder Gehorsam liegt Ihnen nicht. Zu Unrecht wurden sie oft ausgebeutet, gescholten und verachtet. Esel sind liebenswert und ihre Würde ist unantastbar. In den reichen Industrieländern sind sie selten geworden, finden aber heute als „Landschaftspfleger“ und im sanften Tourismus neue Aufgaben – so auch die Esel auf dem Wiesbadener Freudenberg.

„Begegnungen mit Esel“ auf dem Freudenberg
Ganz in der Schiersteiner Nachbarschaft gibt es seit einiger Zeit die Möglichkeit, diese sanftmütigen Tiere näher kennenzulernen. Die dort grasenden Esel sind der kontaktfreudige Emil, der sensible Janosch und der willensstarke Urmel. Sie haben ihren Stall am Himmelreich unterhalb des Schloss Freudenberg. Die drei Wallache leben dort seit bereits 2016 zusammen. Sie fressen Gras, Kräuter, Hecken, knabbern Äste. Damit unterstützen sie die Landschaftspflege der ökologisch wertvollen offenen Flächen auf dem Freudenberg. Durch eine biologisch-dynamische Kompostierung wird aus Eselmist Gold: wertvoller Humus.

Maria Wipper und Udo Schläfer, die die Idee mit den Eseln am Freudenberg hatten, machen verschiedene Angebote, um Menschen in den Kontakt mit den Tieren kommen zu lassen. So gibt es ein „Eselschnuppern“, einen Besuch am Stall, der das Kennenlernen der Esel, das Streicheln und Putzen umfasst. Auch Spaziergänge und Wanderungen mit den Eseln werden angeboten. Vom Freudenberg aus werden individuelle Touren in den Rheingau oder Taunus nach den Wünschen der Teilnehmer im gemütlichen Eseltempo durchgeführt. Auch hier gibt es die Möglichkeit, mehr über Esel zu lernen: Esel putzen, packen, führen lernen, denn ...

„… mit Eseln vergeht die Zeit nicht, es entsteht Zeit.“

Wer mit den Eseln Zeit verbringen will: https://www.esel-am-freudenberg.de/

Quellen: Bibel in einem Jahr, eigene Darstellung, Esel am Freudenberg, Lutherbibel 2017

Maria Wipper und Udo Schläfer machen verschiedene Angebote, um Esel kennenzulernen. (Bild: © Esel am Freudenberg)