Nachruf Heinz Leukel

*4.6.1939 † 3.3.2025

Nach einigen Monaten der Krankheit ist unser langjähriger Kirchenvorsteher Heinz Leukel gestorben. Wir verlieren ein engagiertes Glied der Kirchen– und Bürgergemeinde, einen, der einfach dazugehörte und der mit Herzblut bei der Sache war. Ein Schiersteiner Urgestein vom edelsten Wesen.

Der 85. Geburtstag konnte im letzten Jahr noch gefeiert werden. Und auch danach hielt er sich trotz Krankheit lange gut und konnte zu Hause seinen Alltag bewältigen. Lesen. Nachdenken über Gott und die Welt, Musik. Das ging bis fast zuletzt. Und dann hat er sein Feld bestellt, mit den Verwandten und mir alles zu seiner Beerdigung vorbereitet und verfügt. Stets war er begleitet von der Familie und vielen Freunden. Ganz kurz vor seinem Tod habe ich noch mit ihm das heilige Abendmahl gefeiert und er hat sich gestärkt aufgemacht auf seinen Weg zu Gott.

Trotz seines Junggesellenstandes war sein Leben ein Leben in Gemeinschaft: mit der Familie, der Kirchengemeinde, der Schiersteiner Kantorei und den örtlichen Chören, mit der Turngemeinde  und dem Heimatort Schierstein und seinen Menschen. Und wir wissen, dass wir allen Grund zur Dankbarkeit haben.

So stand folgendes Psalmwort (Ps. 73,23f.) über dem Abschiedsgottesdienst von Heinz Leukel:

„Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren auf.“

Stets an Gottes Wort, stets im Dienst an den Menschen und der Gemeinde, stets der Musik verbunden und am Ende in Ehren aufgenommen in Gottes Herrlichkeit – dies Wort kann sein Leben zusammenfassen. Da war Bodenständigkeit, klare Grundsätze, Strenge und Genauigkeit, nachdenklicher Glaube und Pflichtbewusstsein einerseits. Andererseits aber eben auch herrlicher Humor, Freundschaft, Fröhlichkeit bei einem guten Schoppen und einem guten Essen; Lust und Bereitschaft, die Feste zu feiern wie sie fallen. Heinz wuchs in Kriegs- und bitterarmer Nachkriegszeit mit seinen 3 jüngeren Brüdern auf. Seinem Heimatort sollte er genau wie die Brüder stets verbunden bleiben und ihn nicht verlassen. Von Jugend an war es das Singen, das zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehörte und ihm und anderen ein Leben lang sehr große Freude bereitete.

Heinz machte eine Lehre als Schriftsetzer bei der Firma Ritter, und schulte sich dann selbst zum Korrektor um. Sehr viel hat er sich selbst beigebracht, unter anderem auch das Zeichnen und Malen. Auf einige Werke war er sehr stolz. Seine Erwerbstätigkeit hatte er bei verschiedenen Verlagen und Druckereien bis zu seinem Eintritt in die Rente 1995. Der frühe Ruhestand war eigentlich nicht in seinem Sinne, er hätte gerne noch länger gearbeitet, musste dies aber hinnehmen, weil die Lektorenstellen durch die technischen Veränderungen schlichtweg eingespart wurden.

Umso mehr wurde er ehrenamtlich aktiv, denn in der Tat war Heinz Leukel weiterhin der beste Mann zum Korrekturlesen. Dies tat er z. B. hingebungsvoll bei unserer Gemeindezeitung „Der Blick vom Kirchturm“, die er mit begründet hat. Auch hat er viele interessante Beiträge geschrieben, unter anderem auch über seine vielen Reisen und Wanderungen, er nannte es die „Wallfahrten eines Protestanten.“

Heinz war sein Leben lang ein Buchgelehrter und Musikliebhaber und er ging sehr gerne auf Wanderung. Seine Wohnung war stets bis unter die Decke voll mit Büchern gestellt, und er wusste sofort, wo was stand. Da standen Klassiker, Historiker, lauter gehaltvolle Literatur. Dies entsprach der Tatsache, dass Heinz ein tiefer Nachdenker war, in philosophischer und auch in theologischer Hinsicht hat er das Leben zu ergründen versucht. Auch für die Natur hat er sich vielseitig interessiert.

Die Turngemeinde hat er außer als Sänger auch als langjähriger Sitzungspräsident der Fastnachtsitzung unterstützt. Siebzehn Kampagnen stand er der Kappensitzung vor. Selbst trat er als Protokollführer auf und gab seine kluge und spitzzüngige Rede zum Besten.

Über 37 Jahre war er Mitglied der Schiersteiner Kantorei, und bereicherte sie mit seiner starken Stimme, seiner intelligenten, musikalischen Auffassungsgabe, und als Schiersteiner Original. Auch hier wird man ihn sehr vermissen. Im Kirchenvorstand unserer Gemeinde war er langjähriges Mitglied und auch Vorsitzender. Die große Sanierung der Kirche an Dach und Turm und Fassade hat er entscheidend mit geleitet und durchgeführt. Das gute und passende Aussehen der Kirche war ihm Herzensanliegen, bei dem er auch mit dem Landeskonservator zusammengearbeitet hat. Mich selbst hat er in seinem letzten Kirchenvorstand mit nach Schierstein geholt. Wir standen gleich in einer besonderen, auch freundschaftlichen Verbindung miteinander.

Regen Anteil nahm er stets am Leben der Familie, der Brüder, Neffen und Nichten. Freute sich an den Entwicklungen und Erfolgen, sorgte sich um sie alle und gab seine Grundsätze und Ratschläge weiter. Wichtige Abschlussarbeiten der Jungen hat er akribisch Korrektur gelesen.

„Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“

Gott hat ihn nun zu sich gerufen in seine himmlische Welt. Sein Vermächtnis an uns aber ist und bleibt: sein Einsatz für alle Menschen, die ihm hier in Schierstein die Nächsten waren. Seine Nachdenklichkeit und intellektuelle Redlichkeit, sein Einsatz für die Gemeinschaft von Ort und Kirche, seine Freundschaft. Darin möge sein Geist unter uns lebendig bleiben und Nachahmer finden.

In herzlichem und dankbarem Gedenken

Für den Kirchenvorstand

Pfarrer Jörg Mohn